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Gutes Jahresergebnis: Volksbanken und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg stehen für Finanzierung der Transformation bereit

Shake-hands zwischen Bankberater und Mann in Produktionshalle, neben Geschäftsführerin
BVR

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Erfolgreiches Jahr für die 129 Volksbanken und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg: Die Genossenschaftsbanken sind im Jahr 2023 trotz konjunktureller Unsicherheiten und einer hohen Inflationsrate weiter im Kundengeschäft gewachsen – wenn auch auf niedrigerem Niveau als in den Vorjahren. Die Kreditbestände legten um 2,7 Prozent auf 136,4 Milliarden Euro zu. Auf der Einlagenseite verbuchten die Volksbanken und Raiffeisenbanken im Südwesten einen Zuwachs von 1,2 Prozent auf 157,2 Milliarden Euro. Bei einer addierten Bilanzsumme auf Vorjahresniveau von 208,8 Milliarden Euro haben die Genossenschaftsbanken ein beachtliches operatives Ergebnis von 1,69 Milliarden Euro erzielt – ein Plus von 17,1 Prozent. Das deutlich verbesserte Ergebnis resultiert im Wesentlichen aus einem gegenüber dem Vorjahr höheren Zins- und Provisionsüberschuss. Der Jahresüberschuss nach Steuern beläuft sich auf 737 Millionen Euro.

„Die baden-württembergischen Volksbanken und Raiffeisenbanken waren in einem Jahr weiter bestehender und neuer Krisen erneut wichtiger Vertrauensanker für ihre Mitglieder und Kunden. Dank der guten Ergebnisse sind sie bestens aufgestellt, um auch künftig anstehende Transformationen oder geplantes Wachstum zu finanzieren. Die regional verankerten Genossenschaftsbanken sind und bleiben starker und verlässlicher Partner für die mittelständische Wirtschaft sowie die Privatkunden“, bewertet Dr. Ulrich Theileis, Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV), die Bilanz der Banken.

2,7 Prozent Kreditwachstum

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der sehr verhaltene Wohnungsneubau im Jahr 2023 spiegeln sich in einer gegenüber den vergangenen Jahren deutlich reduzierten Kreditnachfrage wider. Die Kreditbestände legten demnach zwar um 2,7 Prozent oder 3,6 Milliarden Euro auf 136,4 Milliarden Euro zu. Im vergangenen Jahr betrug das Wachstum jedoch noch 7,3 Prozent. Auf Privatkundenseite wuchsen die Kredite um 2,6 Prozent oder 1,9 Milliarden Euro auf 77,4 Milliarden Euro. Dies resultiert aus der Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen mit mittel- bis langfristigen Laufzeiten, dessen Volumen sich auf 72,1 Milliarden beläuft. „Kunden suchen Sicherheit auf allen Ebenen. Solide Finanzierungen bieten hierbei einen Anker. Die Verbindung von stark gestiegenen Zinsen bei gleichzeitig unverändert hohen Bau- und Immobilienkosten hat allerdings bei vielen Menschen den Traum von den eigenen vier Wänden jedoch erst einmal platzen lassen“, so Theileis.

Die Kredite der Genossenschaftsbanken aus dem Südwesten an Unternehmen und Selbstständige sind um 2,9 Prozent oder 1,6 Milliarden Euro auf nunmehr 55,8 Milliarden Euro angewachsen. „Auch im gewerblichen Umfeld zeigt sich die wirtschaftliche Verunsicherung und verdeutlicht, wie wichtig ein politisch verlässliches Umfeld für die Stimmung und die hieraus resultierende Investitionstätigkeit im Mittelstand ist. Für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit dringend benötigte Investitionen in moderne Anlagen, Infrastruktur und gesellschaftliche Transformation werden zum Teil zurückgestellt. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund hoher Kostenbelastungen, etwa durch gestiegene Energiepreise, Lohnsteigerungen und überbordende Bürokratie, ist die Investitionstätigkeit insofern verhalten“, macht Theileis deutlich.

Umschichtung bei Einlagen: Termineinlagen verdreifachen sich

Auf der Einlagenseite verbuchen die genossenschaftlichen Institute ein Plus von 1,2 Prozent. Die bilanziellen Kundeneinlagen stiegen um knapp 1,9 Milliarden auf 157,2 Milliarden Euro. Das gestiegene Zinsniveau hat den Kunden wieder neue Optionen in klassischen Fest- und Termingeldern eröffnet, sodass es zu signifikanten Umschichtungen kam. Die hohen Sichteinlagenbestände wurden reduziert. Dafür verdreifachten sich die Termineinlagen, die ein Plus von über 200 Prozent oder 21,5 Milliarden Euro aufwiesen. Insbesondere Laufzeiten von ein bis zwei Jahren waren nachgefragt. Täglich fällige Einlagen sanken dementsprechend um 11 Prozent oder 12,2 Milliarden Euro. Spareinlagen mit zumeist kurzer Kündigungsfrist nahmen um 22,4 Prozent oder 7,5 Milliarden Euro ab. Das außerbilanzielle Kundenanlagevolumen hat sich um 13 Prozent oder 13,1 Milliarden Euro auf 113,4 Milliarden Euro verbessert, was insbesondere an hohen Steigerungen in den Wertpapierdepots der Kunden begründet liegt.

„Vor dem Hintergrund der Inflation und volatiler Zinsentwicklungen ist es noch wichtiger geworden, sich mit dem Thema Anlagestrategie und Altersvorsorge zu beschäftigen. Unsere Volksbanken und Raiffeisenbanken sind mit ihrer auf langfristige Kundenbeziehungen ausgerichteten genossenschaftlichen Beratung für die Mitglieder und Kunden idealer Partner“, betont Theileis, der noch ein weiteres Themenfeld für Beratung anführt: „Die höheren Lebenshaltungskosten belasten die Sparfähigkeit der Kundinnen und Kunden. Auch hier braucht es gute, individuelle Lösungen.“ Insgesamt bewertet der BWGV-Präsident das Kundengeschäft der Volksbanken und Raiffeisenbanken im Jahr 2023 positiv: „Angesichts der vielfältigen belastenden Faktoren hat sich das gesamte Kundengeschäft durchaus zufriedenstellend entwickelt. Dies unterstreicht die große Bedeutung unserer Genossenschaftsbanken für die Kundinnen und Kunden und das große Vertrauensverhältnis.“

Erfreulicher Jahresüberschuss von 737 Millionen Euro

Der Zinsüberschuss der baden-württembergischen Genossenschaftsbanken stieg um 11,1 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Der Provisionsüberschuss wuchs um 1,6 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Das operative Betriebsergebnis verbesserte sich um 17,1 Prozent auf 1,69 Milliarden Euro. Einer konjunkturbedingt erhöhten Risikovorsorge standen Wertaufholungen der eigenen Wertpapieranlagen entgegen, die sich positiv auf das Ergebnis auswirkten. Im Jahr 2022 hatten aufgrund der abrupten Zinswende hervorgerufene Wertberichtigungen auf die eigenen Wertpapieranlagen das Ergebnis noch belastet. Nach Steuern steht ein Jahresüberschuss in Höhe von 737 Millionen Euro (Vorjahr: 488 Millionen Euro).

Kernkapitalquote steigt auf 17 Prozent

Das haftende Eigenkapital (Eigenmittel) erhöhte sich um 641 Millionen Euro (3,3 Prozent) auf 19,9 Milliarden Euro. Das Kernkapital (Geschäftsguthaben der Mitglieder und Rücklagen) stieg um ebenfalls 641 Millionen Euro (3,7 Prozent) auf 18,2 Milliarden Euro. Die Kernkapitalquote verbesserte sich auf durchschnittlich 17 Prozent (Vorjahr: 15,5 Prozent) – und verdeutlicht die nachhaltige und robuste Aufstellung des genossenschaftlichen Bankensektors. „Unsere Banken nutzen vielfach das gute Jahresergebnis, um ihr Eigenkapital weiter zu stärken. Dies ist eine gute Nachricht für die Menschen und Unternehmen in ganz Baden-Württemberg. Denn damit sind sie bestens gerüstet, um die vor uns liegende große Kraftanstrengung im Prozess der Transformation der Wirtschaft als starker Partner zu begleiten. Die Volksbanken und Raiffeisenbanken finanzieren Zukunft“, resümiert Theileis.

„Beste Bürokratieentlastung ist, keine neue Bürokratie aufzubauen“

Damit sie dies auch tatsächlich tun können, müssten aber die Unternehmen im Land stärker entlastet werden, so Theileis: „Das gerade beschlossene Wachstumschancengesetz ist zweifellos ein Schritt in die richtige Richtung. Es kann aber nur ein Anfang sein.“ Vor allem überbordende Bürokratie lähme die Unternehmen. Mit Blick auf Belastungen für die Banken nennt Theileis beispielsweise AGB-Änderungen. Nach einem BGH-Urteil müssen Kunden bei allen Änderungen nun aktiv zustimmen, eine Zustimmung durch Kenntnisnahme und Stillschweigen nach vorab erfolgter schriftlicher Information ist nicht mehr erlaubt. „Dies ist ein gewaltiger Aufwand für Kunden wie Banken gleichermaßen. Diese Praxis ist weder ökologisch noch ökonomisch nachhaltig und trägt auch nicht zu mehr Verbraucherschutz bei. Hier muss es zu einer besseren, zu einer praktikableren Regelung kommen.“ Ganz grundsätzlich fordert der BWGV-Präsident: „Die beste Bürokratieentlastung ist, keine neue Bürokratie aufzubauen. Basis des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zusammenhalts ist gegenseitiges Vertrauen und nicht das bürokratisch zunehmend erkennbare und an vielen Stellen kaum noch zu widerlegende Misstrauen.“

56 Millionen Euro für Ehrenamt und soziale Einrichtungen

Die Zahl der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg hat sich im Jahr 2023 fusionsbedingt um acht Institute auf 129 reduziert. Sie beschäftigen rund 19.900 Mitarbeitende (Vollzeitstellen), mehr als 1.700 Auszubildende und zählen mehr als 6,5 Millionen Kundinnen und Kunden, wovon 3,59 Millionen – und damit mehr als die Hälfte (54,6 Prozent) – auch Mitglied sind. „Die Mitgliedschaft und damit den Kern des genossenschaftlichen Bankings noch mehr ins Bewusstsein auch von jungen Menschen zu rücken, ist eine zentrale Aufgabe in den kommenden Jahren. Die Genossenschaftsbanken stehen für Mitbestimmung, demokratischen Aufbau und Nachhaltigkeit. Das sind Werte, die gerade von der jungen Generation nachgefragt werden“, betont Theileis. Er macht deutlich: „Genossenschaften vereinen auf ideale Weise wirtschaftliches Streben mit sozialer Verantwortung.“ Nicht zuletzt drücke sich dies in einer beachtlichen Förderung des Ehrenamts und sozialer Einrichtungen aus: Mit rund 56 Millionen Euro an Spenden und Sponsoring haben die Volksbanken und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg Vereine und Institutionen im vergangenen Jahr unterstützt.

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